Blog

Keinen Artikel mehr verpassen!

Lass dir die Blogartikel regelmäßig in dein Postfach liefern. Gleich anmelden -->

Väter

Samstag, Oktober 10, 2020

Vor ein paar Wochen habe ich einen Artikel über Mütter geschrieben und sehr viel Resonanz darauf erhalten – vielen Dank dafür! Und wie angekündigt, widme ich den tollen Vätern unter euch meine heutigen Zeilen. Relativ lange habe ich darüber gegrübelt, was ich euch gerne mitgeben möchte, und alleine diese Tatsache hat mir gezeigt, dass hier etwas im Argen liegt.

Wenn man über die Bedeutung von Müttern spricht, sprudeln die Superlative – zurecht - schnell daher, dagegen treten die Väter deutlich in den Hintergrund. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass Väter aus meiner Sicht bei weitem nicht dasselbe Ansehen genießen wie die Mütter – bei manchen womöglich gerechtfertigt, beim weitaus größeren Teil aber nicht.

Das Rollenbild der Männer und insbesondere der Väter hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte stark gewandelt. Vom ehemaligen Patriarchen, der in erster Linie für den Lebensunterhalt seiner Familie gesorgt, sich aber aus der „Aufzucht“ weitestgehend raushalten hat, ist nicht viel übrig geblieben. Vorbei die Zeit, als dem allzu übermütigen Nachwuchs mit „warte, bis der Papa heimkommt“ gedroht wurde, der mit strenger Hand durchgreifen würde.

Von den heutigen Männern wird weit mehr erwartet: finanzielle Verantwortung, ja natürlich, aber sie sollen auch ihren Teil zur Erziehung beitragen, die Hälfte der im Haushalt anfallenden Arbeiten erledigen und natürlich auch Partner bzw. Ehemann sein. Trotzdem stehen sie oft im Schatten der Mütter, die schon aus biologischen Gründen der erste Mensch im Leben des Kindes sind.

Dabei spielt der Vater eine ebenso große Rolle im Leben der Kinder wie die Mutter. Für Mädchen ist er der erste Mann im Leben. Es ist erwiesen, dass sich die Beziehung zum Vater wesentlich auf spätere Paarbeziehungen auswirkt. Für Buben übernimmt der Vater eine Vorbildrolle, an der er sich in seinem Mann-werden orientiert.

Sehr viele Paare und auch Ex-Paare schaffen es sehr gut, sich gemeinsam um die Kinder zu kümmern, als Vater und Mutter zu agieren, sich in Erziehungsfragen abzustimmen. Aber es ist auch immer wieder zu beobachten, dass Frauen der Meinung sind, Erziehung besser zu können, und die Väter eine eher untergeordnete Rolle spielen, wichtige Entscheidungen in erster Linie von den Müttern getroffen werden. Dabei kann das jeder Mann mit Sicherheit genauso gut – wenn er sich traut und es ihm zugetraut wird.

Schwierig wird es oft im Fall einer Trennung im Streit: Konflikte, die eigentlich nur das ehemalige Paar selbst betreffen, werden auf die Kinder übertragen und sind häufig Schuld daran, dass der Kontakt zum Vater immer weniger wird oder ganz aufhört.

Für mich als Beraterin, aber auch als Tochter, ist es am schlimmsten, wenn eine Frau ihren Kindern nach einer Trennung vermittelt „wir brauchen ihn nicht“ und den Kontakt zum Vater verhindert. Abgesehen davon, dass das Kind dazu gezwungen wird, sich gegen einen geliebten Elternteil zu stellen, wird ihm auch ein wichtiger Teil seiner Identität gestohlen. Im schlimmsten Fall wird es sich ewig fragen, ob es mit schuld ist an der Entzweiung.

Ein abwesender Vater vermittelt heranwachsenden Mädchen oft das Gefühl, Männer seien unzuverlässig oder nicht vertrauenswürdig. Das führt in späteren Beziehungen womöglich dazu, dass sie auch in langjährigen Beziehungen eine gewisse emotionale Distanz wahren, oder im Gegenteil die vermisste Anerkennung bei Männern suchen, die das auszunutzen wissen.

Buben, die wenig Bezug zu ihren Vätern haben, fehlt jemand, der ihnen die Welt der Männer zeigt, jemand, mit dem sie sich messen können. Forschungen haben ergeben, dass der Vater als männliche Identifikationsfigur vor allem für die Entwicklung einer selbstbewussten sexuellen Identität des Jungen von prägender Bedeutung ist. Das kann selbst die bemühteste Mutter nicht leisten ;-)

Abgesehen von Forschungsergebnissen oder psychologischen Betrachtungen sind wir uns glaube ich einig, dass jeder Vater zunächst einmal der Superheld im Leben seines Kindes ist, nur ohne Umhang. Der, mit dem man auch einmal etwas wilder spielen kann, der groß und stark ist und der, zu dem man voller Ehrfurcht aufschaut.

Und mit ein bisschen Glück kann er es auch sein Leben lang bleiben. Dann bleibt die Tochter auch als erwachsene Frau immer die kleine Prinzessin und der Sohn auch als gestandener Mann immer noch der kleine Junge, der sich Rat vom Papa holt. Väter sind – wie Mütter – das Beste im Leben eines Kindes, und ich hoffe, dass sich jeder Vater dieser Bedeutung bewusst ist.

Ich muss zugeben, dass es mir deutlich schwerer gefallen ist, über die Väter zu schreiben als über die Mütter, schon alleine deshalb weil ich persönlich einige Zeit meiner Kindheit ohne meinen Vater verbracht habe, deshalb freue ich mich umso mehr über Feedback und auch eine kontroverse Diskussion :-) 

Zu diesem Artikel gibt es keine Kommentare

Du hast ein akutes Problem? Ich höre dir zu!

Meine Blogartikel liefern viele Inputs zu verschiedensten Themen, aber nichts ersetzt ein persönliches Gespräch.

Neugierig geworden?

Viele weitere Artikel zu vielen verschiedenen Themen des Lebens findest du hier:
Suchen